ÖBB Spittal, Carl-Wurmb-Weg 4 und 6
Jahr 2022
Kategorie Wohnbau
Ort Spittal an der Drau
Fotos Kurt Kuball
Beschreibung
UMBAUKULTUR
Zentral in Spittal an der Drau gelegen, befinden sich im Carl Wurmb Weg mehrere, im Eigentum der ÖBB stehende, Wohngebäude. Die Gebäude wurden im Zuge der Errichtung der Tauernbahn um 1900 gebaut und dienten den Familien der ÖBB als Wohneinheiten.
Die baugleichen großvolumigen Zinshäuser bilden ein städtebaulich prägendes und wertvolles Ensemble.
Im Sinne einer Umbaukultur, die das Ziel verfolgt, vorhandene Ressourcen zu schonen und Gebäude möglichst lange zu nutzen, wurden zwei Häuser mit insgesamt 48 Wohnungen umgebaut und an die neuen Bedingungen angepasst: Grundrisse wurden adaptiert, die thermische Hülle verbessert, die Heizenergieversorgung auf Fernwärme umgestellt, Sanitärinstallationen erneuert und die Wohnungen mit Balkonen räumlich erweitert.
Wir verstehen Umbau als kontinuierliche Reparatur der Stadt und ihrer Häuser. Mit Umbau ist nicht das Konstruieren eines Hauses gemeint, sondern etwas Komplexeres, das viele verschiedene Formen der Veränderung einschließt.
GESCHICHTE
Spittal an der Drau ist die Bezirkshauptstadt des gleichnamigen flächenmäßig größten Bezirkes in Kärnten und blickt auf eine mehr als 800-jährige Geschichte zurück. Spittal liegt an einer alten Handelsstraße zwischen Augsburg und Venedig.
Einen wesentlichen städtebaulichen Impuls erhielt Spittal durch die Eröffnung der Tauernbahn 1909, was wesentlich zur Stärkung der Stadt als Hauptort Oberkärntens beitrug.
Diese prägende Bedeutung des Schienenverkehrs für die Stadt spiegelt sich auch in dem Namen des „Carl-Wurmb-Wegs“ wider – so ist er nach Carl Wurmb (*1850, † 1907) benannt, der als Eisenbahningenieur und später auch -direktor maßgeblich an der Entwicklung der Alpenbahnen mitbeteiligt war.
AUSGANGSSITUATION
Die Wohnhäuser am Carl-Wurmb-Weg wurden als Personalwohnungen im Zuge der Errichtung der privaten Südbahn als auch der staatlichen Tauernbahn bis Jahresende 1909 erbaut. Die sogenannten „Eisenbahner-Häuser“ nahe des Spittaler Bahnhofs sind somit ein Stück „Alt-Spittal“ und wohl die älteste noch erhaltene Wohnsiedlung in der Lieserstadt.
4 baugleiche Gründerzeithäuser (Carl-Wurmbweg 4, 6, 8 und 10) bilden ein städtebaulich prägendes Ensemble. Die in die Jahre gekommenen Wohnungen waren vor dem Umbau nur noch zu ca. 30-40% belegt.
Im Rahmen eines Wohnbauprogramms – die ÖBB verfügen österreichweit über rund 4000 Wohnungen – investiert das Unternehmen laufend in die Erneuerung von Mitarbeiterwohnungen.
BAUSUBSTANZ
Schritt 1 war die Untersuchung der bestehenden Bausubstanz. Boden- und Wandöffnungen wurden vorgenommen und analysiert, um die späteren Sanierungsmaßnahmen abschätzen zu können.
AUSSENANLAGEN
Die Wohnhäuser sind im Stil der Gründerzeit erbaut. Klassische mit Natursteinsockel gegen das Erdreich abgehobene Gebäude mit von Stuckaturen gegliederten Fassaden, denen Schrebergärten vorgelagert sind.
Es wurden Balkone konstruiert, die sich gestalterisch an die bestehenden Giebelvorbauten anlehnen. Diese sind von der Fassade losgelöste Räume im Freien. Die Fuge zum Bestand drückt den Respekt vor dem Alten aus. Die Balkone ergänzen als selbstbewusste Türme und als gut nutzbare Erweiterung zum Bestehenden in einer Formensprache und Materialität der heutigen Zeit das historische Ensemble.
In der Erdgeschoßzone sind die Balkone leicht erhöht zum Carl-Wurmb- Weg situiert. Vom Innenraum tritt man über eine kleine „Brücke“ nach draußen. Zudem können zu den Mietwohnungen Grünflächen hinzugemietet werden können, ein Angebot, das es in Spittal so kein weiteres Mal gibt.
Abb. 7
Durch Anstreichen der Wände mit weißer Farbe und Einbringen eines in warmen Farben gehaltenen Estrichbodens konnte ein einladender und freundlicher Raumeindruck gewonnen werden. Wand- als auch Türelemente in Aluminium bilden die neuen Raumabschlüsse und ergänzen den Bestand mit zeitgemäßer Materialität.